Gewerbe
Bericht

Aletsch Elektro gleist Nachfolge auf – mit Erfolg

Wer von Brig aufwärts bis ins Goms das Licht anknipst, hat gute Chancen, auf Arbeit von Aletsch Elektro zu treffen. Seit bald einem Vierteljahrhundert plant und realisiert das Unternehmen mit Sitz in Naters Elektroinstallationen für Private und Betriebe. Damit das auch künftig so bleibt, hat sich Geschäftsinhaber Norbert Rittiner, der bald in Pension geht, in den letzten Jahren intensiv mit seiner Nachfolge auseinandergesetzt … und eine interne Lösung gefunden. Besonders wichtig ist ihm, dass das Unternehmen in regionalen Händen bleibt.

Im kommenden Jahr feiert die Aletsch Elektro AG ihr 25-jähriges Bestehen. Norbert Rittiner hat das Unternehmen 2001 gemeinsam mit seiner Frau Ruth gegründet. Heute zählt es über 20 Mitarbeitende, darunter bis zu sechs Lernende, und bedient eine treue Kundschaft von Brig-Glis und Naters über die Aletschregion bis ins Goms. Das Kerngeschäft umfasst Elektroinstallationen für Neu- und Umbauten. «Neue Technologien werden in unserem Metier immer wichtiger», beschreibt Rittiner die Entwicklung in der Branche. Smarthome, E-Ladestationen und Co.: Vernetztes Denken und Bauen ist entscheidend. Um in dieser schnelllebigen Zeit am Ball bleiben zu können, seien Weiterbildungen ein Muss, erklärt der Geschäftsführer.  

Ein Gespür für die Menschen haben

Dass Rittiner im Elektrobereich landete, war eher Zufall. Mit einem Lachen erinnert er sich an seine Jugend- und Berufswahlzeit zurück. «Erst dank sanftem Druck meines Vaters habe ich mich nach einigem Hin und Her schliesslich für eine Stromer-Lehre entschieden», erzählt er. Es folgten Engagements in verschiedenen Unternehmen in der Region und gleichzeitig Weiterbildungen zum Elektrozeichner und zum Elektroplaner. Die Selbstständigkeit war schliesslich ein logischer Schritt. Er sei einer, der gerne etwas bewege, Verantwortung übernehme und probiere. «Erstaunlicherweise bin ich dabei relativ wenig auf die Nase gefallen», sagt er mit einem Augenzwinkern.  

Wer Norbert Rittiner zuhört, merkt rasch: Er ist jemand, der nicht nur Technisches, sondern auch Menschen versteht. «Ich wollte immer mein eigener Chef sein. Aber mir sind aber auch die Leute und die Pflege meines Netzwerks wichtig. Das Zwischenmenschliche schätze ich sehr.» Im Unternehmen wird das Miteinander bewusst gepflegt, auch ausserhalb der Arbeitszeit, etwa beim Besuch eines Fussballmatchs oder einer gemeinsamen Degustation. «Als Geschäftsinhaber muss man ein Gespür für die Menschen haben», ist Rittiner überzeugt. Das sei mit ein Grund dafür, dass Aletsch Elektro auf viele langjährige Mitarbeitende zählen und immer wieder junge Leute als Lernende gewinnen könne.

Norbert Rittiner

«Als Geschäftsinhaber muss man ein Gespür für die Menschen haben»

Nachfolgeregelung ist ein Prozess

Wie in verschiedenen anderen KMU in der Region ist auch bei Aletsch Elektro die Nachfolgeregelung ein brennendes Thema. Bis zu seiner Pensionierung, die in zwei Jahren ansteht, will Norbert Rittiner sein Unternehmen definitiv in neue Hände geben. Er merke, dass nach 25 Jahren in der Geschäftsleitung eine gewisse Ermüdung spürbar sei, dass die Erholungsphasen länger werden. Die Aufgleisung einer Nachfolgelösung ist aber nicht von heute auf morgen machbar. «Wenn jemand eine Firma verkaufen will, reichen dafür ein, zwei Jahre nicht aus. Natürlich ist das von Fall zu Fall unterschiedlich. Aber für eine Firma in unserer Grössenordnung sind rund fünf Jahre nötig, um eine Nachfolgeregelung erfolgreich aufzugleisen.»

Die Aletsch Elektro AG befindet sich aktuell mitten in diesem Übergabeprozess. Vor rund drei Jahren hat Rittiner das Gespräch mit möglichen Nachfolgern innerhalb des Betriebs gesucht. Es folgten längere Diskussionen und finanzielle Abklärungen. «Wir haben bald einmal gemerkt, dass Interesse da ist. Aber es geht auch darum, zu motivieren und die richtigen Leute im richtigen Moment dafür gewinnen zu können.» Mit Romeo Schmid und Alessandro Walker hat er zwei Nachfolger gefunden, die das Geschäft und die Kunden kennen, bereits längere Zeit als Projektleiter im Betrieb Verantwortung übernehmen und sich bei den Aufgabengebieten bestens ergänzen.

Unternehmen muss regional bleiben

Ein Aspekt ist dem bisherigen Geschäftsführer und Inhaber besonders wichtig: Das Unternehmen muss in regionalen Händen bleiben, es soll auch künftig einheimisch geprägt sein. Das sei eine Klausel des Vertrags mit seinen Nachfolgern, betont Rittiner. Die aktuelle Tendenz, nach der Oberwalliser Unternehmen von auswärtigen Grossfirmen aufgekauft und in Gruppen mit ausserkantonalem Hauptsitz integriert werden, ist ihm ein Dorn im Auge. Auch bei Aletsch Elektro ist ein Angebot in diese Richtung auf dem Tisch gelegen. «Die ganze Wertschöpfung verlagert sich bei solchen Übernahmen nach auswärts. Da bin ich komplett dagegen. Geld steht bei mir in dieser Frage nicht an erster Stelle.»

Mit der gefundenen Nachfolgelösung in seinem Unternehmen ist Norbert Rittiner sehr glücklich. Er kann nun bis zu seiner Pensionierung sukzessive Verantwortung abgeben – inzwischen hat er sein Arbeitspensum auf 80 Prozent reduziert. «Es ist ein längerer Prozess mit einem allmählichen Rückzug. Das macht mir den Ausstieg leichter», erklärt er. «Ich habe keine Mühe, die Firma abzugeben. Die Leute, die in den Startlöchern stehen, geben mir diese Sicherheit.» Auf die Frage, was er sich für das Unternehmen und seine Nachfolger in den kommenden Jahren wünsche, sagt er mit einem Lachen: «Nicht stehen bleiben, offen für Neues sein und das, was ich heute vielleicht weniger gut gemacht habe, künftig besser machen.»

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