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Analysen

Kinderbetreuung als Erfolgsfaktor des Wirtschaftsstandorts

Das ausserfamiliäre Betreuungsangebot für Kinder ist ein wichtiges Puzzleteil für den Erfolg des Wirtschaftsstandorts. Durch den gesellschaftlichen Wandel und die hohe Zuwanderung steigt die Nachfrage stetig. Eine aktuelle Analyse von valais4you zeigt, dass das Angebot im Oberwallis in den letzten fünf Jahren um 77 Prozent auf knapp 1300 Plätze ausgebaut werden konnte. Aufgrund der derzeitigen Entwicklung wird ein weiterer Ausbau allerdings unausweichlich sein. Die Prognose geht von bis zu 770 weiteren Plätzen aus, die bis ins Jahr 2028 geschaffen werden müssen.  

Seit einigen Jahren wächst die Bevölkerung im Oberwallis überdurchschnittlich. Allein 2023 ist die Zahl der ständigen Wohnbevölkerung um fast 2000 Personen gestiegen. In nur einem Jahr sind damit so viele Menschen hinzugekommen, wie die Gemeinde Raron Einwohnerinnen und Einwohner zählt. Getragen wird diese Dynamik von einer anhaltend hohen Zuwanderung: Die positive wirtschaftliche Entwicklung und die damit einhergehende Schaffung neuer Arbeitsplätze zieht Fachleute aus aller Welt in die Region. Neben dem gesellschaftlichen Wandel und sich verändernden Familienmodellen haben Zugezogene mit Kindern die Nachfrage nach Betreuungsplätzen in die Höhe schnellen lassen. Da diese meist über keine familiären Bindungen in der Region verfügen, sind sie auf flexible und qualitativ hochstehende Betreuungsangebote angewiesen.

Angesichts dieser Entwicklung wurde vor fünf Jahren die Kinderbetreuung im Oberwallis erstmals aus einer regionalen Perspektive analysiert. Die Erhebung hat aufgezeigt, dass sich das vorhandene Angebot im Jahr 2019 mit rund 800 Betreuungsplätzen zu zwei Dritteln auf die Agglomeration beschränkte und viele Einrichtungen aufgrund der gestiegenen Nachfrage zu diesem Zeitpunkt bereits an ihre Kapazitätsgrenzen stiessen. Auf Grundlage von Umfragen und Interviews mit Fachleuten sowie verfügbaren Statistiken ging die Analyse, die durch die von Gemeinden, Unternehmen und Kanton getragene Initiative valais4you erarbeitet wurde, von einem zusätzlichen Bedarf an 360 bis 1000 Plätzen bis ins Jahr 2024 aus.

Deutlich mehr Betreuungsplätze geschaffen

Wie eine erneute Analyse nun aufzeigt, hat sich im Bereich der Kinderbetreuung in den letzten fünf Jahren im Oberwallis viel bewegt. Das Angebot an familienergänzenden Kinderbetreuungsplätzen, zu denen Kitas und ausserschulische Betreuungsangebote bis 12 Jahre zählen, ist um 77 Prozent auf fast 1300 Plätze angewachsen. «Die 2019 gemachte Prognose hat sich damit bestätigt. Inzwischen ist das Angebot flächendeckend vorhanden. Allein in den Berggemeinden hat sich die Anzahl der Plätze mehr als verdoppelt», zieht Niklaus Furger, Gemeindepräsident von Visp und Vorsitzender des Steuerungsausschusses valais4you, ein Fazit. «Die Gemeinden haben in den letzten Jahren einen enormen Effort geleistet.»

Auch der Versorgungsgrad im Oberwallis hat sich positiv entwickelt: Standen vor fünf Jahren noch 7 Betreuungsplätze pro 100 Kinder im Alter von 0 bis 12 Jahren zur Verfügung, sind es inzwischen 11 Plätze pro 100 Kinder. Renzo Cicillini, Standortleiter von Lonza in Visp, spricht von einem erfreulichen Zwischenstand: «Die Erweiterung der Angebotskapazitäten war zentral für die Entwicklung unseres Standorts in Visp. Viele Mitarbeitende mit Kindern sind auf familienergänzende Betreuungsstrukturen angewiesen und schätzen die Betreuungsqualität in der Region», sagt Renzo Cicillini. Gleichzeitig sei die Lage jedoch nach wie vor angespannt. «Der Bedarf an Fachkräften bleibt in den nächsten Jahren in allen Branchen hoch. Es ist weiterhin ein besonderer Effort von allen Seiten nötig, um diese Herausforderung bewältigen zu können.»

Aufgrund der erwarteten demografischen und wirtschaftlichen Entwicklungen ist nämlich davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Betreuungsplätzen weiter steigen wird. Die aktuelle Analyse von valais4you rechnet mit 160 bis 770 neuen Plätzen, die in der Region bis ins Jahr 2028 geschaffen werden müssen. Dieser zusätzliche Bedarf ist indessen nicht allein auf die Zuwanderung zurückzuführen. «Es findet ein gesellschaftlicher Wandel statt. In immer mehr Haushalten arbeiten sowohl Männer als auch Frauen. Der Bedarf an familienergänzenden Betreuungsplätzen nimmt allgemein zu», erklärt Esther Schlumpf, Projektleiterin beim Regions- und Wirtschaftszentrum Oberwallis (RWO), das für die Umsetzung von valais4you im Oberwallis zuständig ist.

Regionale Zusammenarbeit weiter intensivieren

In der ersten Dezemberhälfte sind die neuen Zahlen zur Kinderbetreuung im Oberwallis bei einem runden Tisch von valais4you mit Fachleuten und Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinden, der Unternehmen und der zuständigen kantonalen Dienststellen reflektiert worden. Die Diskussionen haben aufgezeigt, dass die von den Oberwalliser Kommunen und den wichtigsten Arbeitgebern der Region bereits 2019 durch eine Absichtserklärung angestossene Zusammenarbeit weiter intensiviert werden soll. Auch künftig bleibt die Website www.valais4you.ch das zentrale Portal rund um die Kinderbetreuung im Oberwallis. Unter dem Menüpunkt «Familie/Kinderbetreuung» stehen eine Angebotsübersicht und vertiefende Informationen zur Verfügung. «Die Gespräche am runden Tisch haben gezeigt, dass dieses Angebot von den Gemeinden und den Unternehmen sehr geschätzt wird», so Esther Schlumpf.

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