Wirtschaftsentwicklung
Analysen

So entwickelt sich die Wirtschaft im Oberwallis tatsächlich

Häufig wurde in den letzten Jahren über den Wirtschaftsboom in der Region zwischen Salgesch und Obergoms geredet. Aber lässt er sich auch in Zahlen belegen? Ein Blick ins Monitoring der Gemeinden Region Oberwallis ermöglicht einige interessante Rückschlüsse.

Jochen Schwenninger ist mit seiner fünfköpfigen Familie vor drei Jahren aus Deutschland ins Wallis gezogen. Ihn reizten die Arbeit bei einem global tätigen Pharmaunternehmen, das Lohnniveau in der Schweiz und speziell die Nähe zur Natur im Wallis. Zu Beginn in Visp wohnhaft, hat die Familie inzwischen ein Haus im beschaulichen Zeneggen erworben. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Jobsuche hat auch seine Frau Monika eine passende Stelle im Bereich der Kinderbetreuung ausfindig gemacht. Die Kinder – allesamt im Primarschulalter – sind bestens integriert. Dank Schule und Hobbys haben sie rasch den Draht zu den Gleichaltrigen im Dorf gefunden. Die Geschichte der Schwenningers ist zwar fiktiv, sie steht aber sinnbildlich für die Erfahrungen vieler in den letzten Jahren ins Wallis zugezogener Familien.  

Zuwanderung sorgt für Bevölkerungswachstum 

Schwenningers und Co. haben dank des anhaltenden Wirtschaftsbooms im Oberwallis Jobmöglichkeiten in der Region und neue Perspektiven erhalten. Geprägt wird diese Entwicklung unter anderem von einer florierenden Lonza mit ihren vielbeachteten Ibex-Neubauten, einer soliden Scintilla, die vom Handwerker-Trend in den westlichen Ländern profitiert, und dem weiterhin bestens aufgestellten Tourismus, der vor allem auch dank dem Evergreen Zermatt jährlich unzählige Menschen anzieht. Neben den Neuzugezogenen sind die zuletzt vermehrt von ausserhalb kommenden Pendlerinnen und Pendler, wie beispielsweise die Frontalieri aus Oberitalien, ein Beleg dafür, dass es wirtschaftlich rund läuft. Arbeitskräfte sind in diesen Zeiten eine begehrte Ressource.   

Die Zahl der Expats, die wie die fiktive Familie Schwenninger zum Leben und Arbeiten in die Region gezogen sind, ist beachtlich. Allein im Jahr 2023 sind über 8000 Menschen ins Oberwallis gekommen, während es rund 6000 verlassen haben. Ende desselben Jahres lebten Menschen aus nicht weniger als 121 Nationen im oberen Kantonsteil – ein deutlicher Hinweis auf die Internationalisierung in den Gemeinden. Die Bevölkerung ist im Vergleich mit anderen Gebieten der Schweiz überdurchschnittlich gewachsen. Aktuell leben rund 88'000 Menschen in der Region – die 90’000-Hürde ist in greifbarer Reichweite. Haupttreiber dieser Entwicklung sind die Zuzügerinnen und Zuzüger aus aller Welt – allein der Geburtenüberschuss ist nämlich fast durchwegs negativ ausgefallen in den letzten fünf Jahren. Ohne Zuwanderung würde die Region schrumpfen.  

Hotspots Zermatt, Visp und Brig-Glis 

Auch auf dem Arbeitsmarkt lässt sich der Bedarf an Fachkräften ablesen. Im Oberwallis herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Seit der Corona-Pandemie betrug die Arbeitslosigkeit nie mehr als 2 Prozent. Allerdings müssen durch den hohen Anteil an Arbeitskräften im Tourismus auch immer wieder saisonale Schwankungen in Kauf genommen werden. Fakt ist zudem, dass in den nächsten Jahren vermehrt freie Stellen zu besetzen seien werden. Das zeigt der Blick auf die Bevölkerungspyramide eindrücklich. Diese offenbart, dass das Oberwallis immer älter wird: Es gibt mehr Personen im Rentenalter als noch vor zehn Jahren. Zudem sind zahlreiche Erwerbstätige heute um die 60 Jahre alt und stehen kurz vor der Pensionierung.  

Ein weiterer Beleg für den wirtschaftlichen Höhenflug in der Region ist die Zahl der Unternehmen. Diese hat im 2. und 3. Sektor zwischen 2013 und 2022 um 11 Prozent zugenommen (2022: 5796). Rund drei Viertel dieser Firmen sind im Dienstleistungssektor (3. Sektor) angesiedelt. Insgesamt zählte das Oberwallis im Jahr 2022 54'598 Beschäftigte oder 43'368 Vollzeitäquivalente (FTE). Die Zahl der FTE hat zwischen 2010 bis 2022 um fast 25 Prozent zugelegt. Ein interessanter Fakt: Es lassen sich im Oberwallis drei Arbeitsplatz-Hotspots identifizieren. Allein auf Zermatt, Visp und Brig-Glis fallen beachtliche 61 Prozent der Vollzeitstellen.  

Pensionierungswelle als Challenge 

Zusammenfassend lässt sich hervorheben, dass verschiedene Faktoren den Wirtschaftsboom der letzten Jahre belegen. Das wird unter anderem an der Zahl der Unternehmen und der Beschäftigten ersichtlich. Gleichzeitig lässt sich diese positive Entwicklung auch in den Bevölkerungszahlen, welche von einem starken Zuwachs durch Zuwanderung geprägt wird, herauslesen. In derselben Statistik zeigt sich indessen auch eine zunehmende Überalterung der Bevölkerung. Zahlreiche Erwerbstätige stehen kurz vor der Pensionierung. Können unsere Unternehmen die durch diese anstehende Welle freiwerdenden Stellen künftig noch besetzen? Diese Frage ist eine der zentralen Herausforderungen, denen sich die Wirtschaft in der Region stellen muss.  

Mehr Fakten

Weitere Facts zum Oberwallis stehen in der Statistik der Gemeinden Region Oberwallis (GRO) zur Verfügung.

Monitoring

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