Unternehmertum
Bericht

Von der kleinen Handelsfirma zum Grossküchenplaner

Die Gemmet Handels AG mit Hauptsitz in Brig-Glis hat sich den Handel mit Grossküchengeräten auf die Fahne geschrieben. In den letzten Jahren entwickelte sich das von Marceline und Gilbert Gemmet geführte Familienunternehmen zu einem Komplettanbieter im Gastrobereich weiter. Im Gespräch erklären die beiden Firmeninhaber, wie sie sich auf dem Markt behaupten können und welche Herausforderungen sich dem Unternehmen aktuell stellen.

Seit bald 40 Jahren ist die Gemmet Handels AG erfolgreich im Verkauf und im Service von Grossküchengeräten tätig. «Unsere Kernkompetenz liegt im Bereich Spülen», präzisiert Marceline Gemmet. Sie führt das Familienunternehmen mit insgesamt 29 Mitarbeitenden gemeinsam mit ihrem Bruder Gilbert. Den Schwerpunkt ihres Angebots bilden industrielle Gläser- und Geschirrspülmaschinen, und die dazugehörigen Reinigungsmittel, sowie Steamer, Herdanlagen und der Grossküchenbau. Darüber hinaus führen sie mit Steckbeckenspülern, die beispielsweise für Urinpfannen in Spitälern genutzt werden, ein Nischenprodukt im Sortiment. Der Fokus liegt bei professionellen Grosskunden, wozu Spitäler, Heime, Gastronomie und Hotellerie zählen. Aber nicht nur. Trotz der höheren Preiskategorie kommen immer wieder Anfragen von Privatkunden, die auf Komfort setzen und Chromstahl mögen, womit das Unternehmen hauptsächlich arbeitet. «Ich will mein Geschirr auch in nur drei Minuten gewaschen haben», ist ein Wunsch, den Marceline Gemmet häufig hört.  

Gilbert Gemmet

Wir decken heute die ganze Wertschöpfungskette ab.

Zunehmende Digitalisierung eröffnet riesiges Spektrum

In den letzten 15 Jahren ist das Unternehmen gewachsen und hat sich von einer reinen Handelsfirma zu einem Komplettanbieter und Grossküchenplaner weiterentwickelt. «Wir decken heute die ganze Wertschöpfungskette ab», erklärt Gilbert Gemmet. «Diese umfasst mit Ausnahme der Produktion alle Schritte von der Planung über die Lieferung und die Montage bis hin zum Kundendienst.» Aktuell ist vor allem die fortschreitende Digitalisierung Chance und Herausforderung zugleich für die Gemmet Handels AG. Einerseits geht es um die Infrastruktur und das Know-how im Betrieb, andererseits aber auch um die zunehmende Konnektivität der Küchengeräte. «Die Geräte wollen immer mehr selbst digital kommunizieren», sagt Marceline Gemmet mit einem Lachen. Themen wie etwa Fernwartung bieten laufend neue Optionen. «Da eröffnet sich uns ein riesiges Spektrum.»

Ein wichtiger Erfolgsgarant für die Gemmet Handels AG stellt die positive Entwicklung des heimischen Tourismus dar – viele Kundinnen und Kunden sind in dieser Branche angesiedelt. «Starke touristische Jahre sind für uns massgebend», so Gilbert Gemmet. Entsprechend spürt das Unternehmen im Jahresverlauf die saisonalen Schwankungen des Tourismus. Mit seinen Angeboten deckt die Gliser Firma sowohl das Oberwallis als auch das Unterwallis und einen Teil des Kantons Waadt ab, mit Hotspots wie Zermatt, Aletsch, Saas, Montana und Verbier. «Uns ist die regionale Verankerung wichtig. Was wir an Aufträgen lokal weitergeben können, versuchen wir, wenn immer möglich vor Ort zu vergeben. Wir hoffen, dass das wahrgenommen und geschätzt wird von anderen Unternehmen.» Schliesslich müsse es ein Ziel sein, in der Region Hand in Hand zu wirtschaften.

Erreichbarkeit und Verfügbarkeit als grosses Plus

Küchenbauer gebe es zwar einige im Ober- und im Unterwallis, erklärt Gilbert Gemmet angesprochen auf die Konkurrenz im Angebotssegment der Gemmet Handels AG. «Dank unserer Spezialisierung können wir uns jedoch entsprechend abheben.» Auch gegenüber Anbietern aus der Deutschschweiz, Italien oder Frankreich habe man einige Vorteile zu bieten: Erreichbarkeit, Verfügbarkeit, Kundendienst und Techniker, die schnell vor Ort sein können und dank Pikett-Dienst sieben Tage in der Woche zur Verfügung stehen. «Wir gehen auf jeden Berg, jedes Tal und haben beispielsweise schon Geräte auf über 3000 Meter über Meer eingerichtet. Solche Aufträge sind jeweils eine spannende Herausforderung für den ganzen Betrieb, allein schon wegen der Logistik und des Transports, der teils mit Bahnen oder Helikopter erfolgen muss.»

Wie in anderen Branchen auch leistet die Gemmet Handels AG grosse Anstrengungen, um gutes Personal für sich gewinnen und längerfristig an sich binden zu können. «Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig. Wir versuchen, aktiv dagegen zu wirken und unser Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren», so Gilbert Gemmet. Viel Wert wird deshalb beispielsweise auf die Ausbildung der Servicetechniker gelegt. «Ausbildung und Einarbeitung dauern bei uns rund eins bis zwei Jahre. In diesem Bereich wird viel investiert, auch damit die Mitarbeitenden langfristig im Unternehmen bleiben.» Eine Herausforderung der täglichen Arbeit ist laut Marceline Gemmet überdies die Mehrsprachigkeit, nicht nur diejenige der eigenen Mitarbeitenden, sondern ebenso in den Küchen der Kundschaft, wo nicht selten mehrere Sprachen gesprochen werden.

Marceline Gemmet

Themen wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind hochaktuell.

Weitere dezentrale Standorte denkbar

Neben der Digitalisierung, der Spezialisierung im Kerngeschäft und der laufenden Optimierung des Fahrzeugsparks sehen die beiden Geschwister Gemmet vor allem in der Weiterentwicklung ihres Standortnetzes neue Möglichkeiten. Aktuell verfügt das Unternehmen neben seinem Hauptsitz in Brig-Glis und seinem Hauptlager in Gamsen über verschiedene dezentrale Standorte, die sich in Zermatt, Siders und Martinach befinden und jeweils als Lager und Kundendienststützpunkte dienen. «Die Einrichtung weiterer dezentraler Standorte sind ein Thema, damit wir noch näher an die Kundschaft rücken können», blickt Gilbert Gemmet voraus. Ausserdem wollen sie auch künftig am Ball bleiben und versuchen, die Trends im Grossküchenbereich wahrzunehmen. Dazu zählen etwa Themenbereiche wie Nachhaltigkeit oder Mehrweggeschirr. «Waschen mit weniger Wasser könnte das Spülen künftig grundlegend verändern. In welche Richtung es weitergeht, werden wir sehen.»

Frauen in der Führung: Gemischte Entscheidungsgruppen als Vorteil

Neben ihrer Rolle in der Geschäftsführung engagiert sich Marceline Gemmet auch politisch und ist zudem seit diesem Frühjahr erste Präsidentin des neu gegründeten Vereins «vonIris», der sich zum Ziel gesetzt hat, Frauen in der Region sichtbarer zu machen und stärker in Wirtschaft und Politik einzubinden. «Themen wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind hochaktuell», sagt sie. «Der Verein greift in meinen Augen sehr wichtige Fragen auf.» Sie sehe in ihrer Rolle als Frau in einer Führungsposition beide Seiten, gerade was den Wunsch nach mehr Teilzeit betreffe. «Einerseits ist es wichtig, dass eine Arbeit mit kleinerem Pensum möglich ist. Andererseits stellt diese Entwicklung aber auch eine Herausforderung für die Unternehmen dar. Waren früher fünf Computer ausreichend, sind heute 15 Logins nötig.» Ihr Bruder Gilbert Gemmet spricht in diesem Zusammenhang das Thema «gemischte Entscheidungsgruppen» an und betont die Vorteile, welche sich durch ergänzende Sichtweisen bieten. «Ich schätze es sehr, gemeinsam mit einer Frau in der Geschäftsleitung arbeiten zu können.»

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